Sportboote müssen die Sportbootschleuse benutzen, wenn sie denn groß genug und in Betrieb ist. Die großen Schleusenkammern sind der Berufsschifffahrt vorbehalten.
Die Schleuse Griesheim ist relativ hoch mit 4,49 Metern bei Normalstau. Wir fahren vorsichtig in die Schleusenkammer ein und Walter zeigt uns, wie die Schleuse bedient wird, denn Sportbootschleusen werden normalerweise von den Benutzern selbst bedient. Nachdem mit fallendem Wasser der Drempel auftaucht zeigt Walter uns die neuesten Einkerbungen, die unvorsichtige Sportbootfahrer im Drempel hinterlassen haben.
Wir fahren aus der Schleuse aus wobei gerade mal vier Meter Breite zur Verfügung stehen. Rechts ist das Ufer und links lauern große Steine, die das Wasser hinter der Staustufe verwirbeln und damit das Flussbett vor dem Auswaschen schützen sollen. Wir fahren ein kleines Stück weiter talwärts bis wir links die Einfahrten zu den Schleusenkammern für die Berufsschifffahrt sehen können. Dort warten wir. Ein ausfahrendes Frachtschiff fährt an uns vorbei und wir haben den Eindruck als ob eine hohe schwarze Wand an uns vorbeizieht. Wir warten weiter bis wir ein Frachtschiff auf Bergfahrt sichten. Walter ruft bei der Schleusenaufsicht an und bittet mit Engelszungen, dass wir hinter dem Frachtschiff in die Schleusenkammer einfahren können, zu Schulungszwecken.
Unsere Bitte wird gewährt und wir fahren in gebührendem Abstand hinter dem Frachtschiff in die große Schleusenkammer. Abstand deshalb weil das Frachtschiff mit seinem riesigen Motor und der Schraube entsprechend Strömung erzeugt.
Hinter uns schließt sich das Schleusentor. Walter hält das Boot in der Schleusenkammer mit einer Leine auf Slip und dem Bootshaken, was nicht ganz einfach ist, weil der Frachter mit laufender Schraube in der Kammer hin und her schlingert. Endlich öffnet sich die Schleusenkammer auf der Bergseite. Als die Ampel auf grün umspringt gibt der Frachter Gas. Walter sagt dass die Schleusenkammer in diesem Augenblick wie ein Kanonenrohr wirkt, in dem sich die ganze Kraft des Frachters entlädt. Wir warten eine ganze Weile bis der Abstand zum Frachter groß genug erscheint. Walter meint dass kein Schleusenwärter in diesem Fall ungeduldig wird, weiß er doch ganz genau, was sich da unten in der Schleusenkammer abspielt.
Als wir losfahren hat der Frachter die Schleusenkammer hinter sich gelassen und trotzdem fährt sich unser Boot wie auf Eiern.
Wir fahren zurück Richtung Westhafen und mutiger geworden gibt Ralf etwas mehr Gas.
Wir holen den Frachter ein und müssen zum überholen über dessen Bug- und Heckwellen. Bei der ersten hebt sich der Bug unseres Boots aus dem Wasser und trifft mit einem Schlag wieder auf das Wasser. Bei der zweiten Welle ist schon mehr Boot mit dem Bug über Wasser und der Schlag ist schon heftiger. Bei der dritten oder vierten Welle scheint das Boot das Wasser ganz zu verlassen und kracht mit einem lauten Schlag auf das Wasser, als wolle es zerbrechen. Der Bootshaken fliegt aus der Halterung. Ralf und Claudia schauen erschrocken auf Walter. Der grinst nur.
Alles im grünen Bereich, vorbei am Frachter und im Westhafen sittsam langsam einlaufen und auch das Anlegen klappt passabel.
Unser Ausflug mit Walters Boot bestärkt uns darin, dass ein eigenes Boot doch besser wäre als ab und zu eine Charter. Man hat dann die Möglichkeit sich mit dem Boot und dem Bootfahren vertraut zu machen, ohne den Zwang jedes Mal gleich auf große Fahrt gehen zu müssen, weil die Charter sich doch rentieren muss.
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