Prüfung für den SRC-Funkschein. Ich fahre nicht alleine nach Offenbach, Markus ist bei mir. Zufällig hat er am gleichen Tag seine erste Führerscheinprüfung, für den SBF Binnen.
Weil mein Prüfungstermin so kurz auf den Kurs folgt, durfte ich Walters Übungsfunkanlage mit nachhause nehmen. Das war eine tolle Sache und ich fühle mich bestens vorbereitet.
Im Vereinshaus herrscht das blanke Chaos, so viele Prüfungen unterschiedlichster Art sollen an diesem Tag abgenommen werden. Markus fängt mit der praktischen Prüfung an und ich kann den Prüfungen eine Zeitlang zusehen bis es für mich Zeit wird für meine theoretische Prüfung. Die Prüfer sind trotz des Andrangs erstaunlich gelassen und guter Laune. Das überträgt sich positiv auf die Prüflinge. Begonnen wird mit zwei Formblättern. Auf dem ersten muss eine auf englisch diktierte Meldung aufgeschrieben und ins deutsche übersetzt werden. Auf dem zweiten ist eine deutsche Meldung abgedruckt, die ins englische übersetzt werden muss. Alle Texte stammen aus unserem Lehrbuch, sind also keine Überraschung. Danach werden die Prüfungsbögen mit den Fragen ausgeteilt. Es ist Multiple Choice: Für jede der 24 Prüfingsfragen werden vier mögliche Antworten vorgegeben, aber nur eine ist richtig. Also wie bei "Wer wird Millionär?", nur ohne Joker. Mit mindestens 19 richtigen Antworten hat man bestanden. Das schaffen übrigens alle Prüflinge, wie verkündet wird. Danach kommt die praktische Prüfung und das bedeutet erstmal langes Warten, weil die zwei Prüfer immer nur zwei Kandidaten auf einmal prüfen können. Markus geht inzwischen in seine theoretische Prüfung. Endlich komme ich auch ran. Als erstes darf ich für den Prüfer meinen Namen funktauglich buchstabieren: Romeo - Alpha - Lima- Foxtrott usw. Dann geht es am Übungsfunkgerät weiter, für mich mit Walters Simrad. Der Prüfer legt mir Karten mit verschiedenen Meldungen und Angaben vor, alles schon fertig auf deutsch und englisch. Es muss noch der Meldungstyp erkannt werden und die Meldung vorschriftsmäßig ausgeführt werden. Bei mir sind es ein Distress Alert (MOB), ein Silence Fini und ein Urgency Alert. Zuletzt muss ich noch zeigen, wie LAT/LON und UTC ins Gerät eingegeben und ausgelesen werden, ein Routineanruf ohne DSC/MMSI gemacht wird und das letzte Distress Alert aus dem Speicher abgerufen wird. Der Prüfer bedankt sich bei mir, ich mich artig bei ihm und das wars. Das Prüfungsergebnis erfahre ich nicht direkt, aber es ist ja auch nichts schief gegangen. Der Funkschein wird mit der Post zugeschickt.
Markus ist auch mit seiner theoretischen Prüfung fertig. Er ist sich nicht sicher, wie es gelaufen ist. Am Ende hat er bestanden und erhält direkt seinen Binnen-Führerschein. Er ist nun der zweite Skipper in unserer Familie. Und er wird noch von Walter geadelt, der von Markus' Leistung bei der praktischen Prüfung offensichtlich beeindruckt ist: "Ralf, den Markus kannst du unbesorgt deine Cytra fahren lassen". So etwas aus Walters Mund ist wie ein Ritterschlag.
Abends feiern wir vier den erfolgreichen Tag bei einem guten Essen bei unserem Lieblingsgriechen Stavros im Restaurant Olympia.