Nach einer Nacht auf der CLARA in Aschaffenburg machen wir uns zeitig auf den Weg, weil wir für unsere vierte und letzte Etappe auf dem Main vier Schleusen vor uns haben, die keine geeignete Sportbootschleusen haben. Und bei den Schleusen für die Berufsschifffahrt sind bekanntlich die Wartezeiten für ein Sportboot nicht kalkulierbar. Das Team hat gut geschlafen und Zeit für ein Frühstück ist trotz alledem.
Dann aber geht es los.
Die erste Schleuse ist in Obernau. Wir dürfen einfahren, sobald ein Talfahrer abgeschleust ist. Das dauert auch noch eine Viertelstunde, aber immerhin werden wir alleine geschleust.
Nach der Schleuse fahren wir flott mit 10 kn (über Grund) weiter. Dann passiert es. Ralf ist am Ruder und ist offensichtlich wenige Meter außerhalb des Fahrwassers. Was im Rhein kein Problem ist, nämlich mit einem Sportboot ein Stückchen das Fahrwasser zu verlassen, ist im Main hochgefährlich. Auf 49° 54.005' N 009° 08.688' E fahren wir über eine unter Wasser liegende Buhne. Ein Ruck geht durchs Boot, Ralf nimmt sofort das Gas weg, wendet über Backbord in das Fahrwasser. Fahrversuche einzeln mit den Motoren ergeben keinen Schub auf Backbord, Steuerbord funktioniert.
Wir stoppen und Ralf kontrolliert den Motorraum auf einen möglichen Wassereinbruch. Alles trocken, auch sonst ist nichts zu sehen.
Das Echolot gab keine Warnung, wahrscheinlich wäre es sowieso zu spät gewesen, um zu reagieren. Eine zuhause vorgenommene Überprüfung mit den ENC-Karten von ELWIS ergibt, dass die Buhnen an dieser Stelle gerade mal fünf Meter vom Fahrwasserrand entfernt sind.
Wir beraten die weitere Vorgehensweise. Auf Main km 110,7 RU, also flussaufwärts, gibt es die Erlenbacher Schiffswerft. Wir beschließen weiter zu fahren und uns die Werft auf eine Anlegemöglichkeit hin anzusehen. Mehr geht nicht, es ist Sonntag.
Wir fahren mit der Steuerbordmaschine weiter, die Backbordmaschine läuft im Leerlauf mit, um die Starterbatterie zu laden.
Wir nähern uns der Schleuse Wallstadt und dürfen wieder einfahren, sobald ein Talfahrer abgeschleust ist. Wir halten etwas Abstand zur Schleuse, anlegen wollen wir nicht und die CLARA mit nur einer Maschine auf Position zu halten ist nicht ganz einfach. Auch das Anlegen an der Schleusenwand gestaltet sich wesentlich schwieriger. Alle sind gefordert. Wir schaffen es und werden alleine geschleust.
Die Erlenbacher Schiffswerft kommt in Sicht. Keine Anlegemöglichkeit für Sportboote und offensichtlich eine Werft für große Frachter. Wir beschließen bis zum Yachtclub Miltenberg weiter zu fahren.
Bei der Schleuse Klingenberg die gleiche Prozedur. Wir warten auf einen Talfahrer und werden dann alleine geschleust.
Bei der Schleuse Heubach dürfen wir direkt einfahren. Hier haben wir die größten Schwierigkeiten, die CLARA will sich quer legen. Es dauert ein bisschen, bis wir fest an der Wand sind. Der Schleusenmeister wird ungeduldig.
Mit Miltenberg in Sicht rufen wir den Yachtclub Miltenberg an und bitten um Hilfe beim anlegen. Als wir am Yachtclub ankommen, wird uns bedeutet, nicht zu versuchen in den Yachthafen einzufahren, sonder direkt vor dem Clubhaus an einer Kaimauer anzulegen. Das macht die Sache natürlich viel einfacher und mit vereinten Kräften, unsere und die der Clubmitglieder, kann die CARA festgemacht werden.
Jetzt wollen es natürlich alle sehen. Wir fahren die Z-Antriebe hoch und sehen den Schaden. Die Backbordschraube ist weg, die Steuerbordschraube ist "angeknabbert". Wir hatten Glück, dass wir soweit gekommen sind. Und noch mehr Glück im Unglück: Ein offensichtlich fachkundiges Clubmitglied identifiziert Typ und Größe der Schrauben und wir können sofort ein Paar neue bestellen. Da wir sowieso nicht vorhaben sobald zurück zu fahren, bleibt genügend Zeit für eine Reparatur.
Unsere vierte Etappe auf dem Main ging über 23,2 sm im Wasser bzw. 41,0 km über Grund.
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